Foto: Felix Schlikis
Die Handballerinnen des VfL Oldenburg haben im Endspiel des DHB-Pokals eine Überraschung verpasst. Gegen den großen Favoriten SG BBM Bietigheim verlor die Mannschaft von Trainer Niels Bötel vor 2.735 Zuschauern in der Stuttgarter Porsche Arena 30:40 (12:17). Mit Merle Carstensen (19 Toren) stellte der VfL aber nicht nur die beste Torschützin des Turniers, sondern mit Julia Renner auch die beste Torhüterin. Für Renner war das Finale nach 17 Jahren das letzte Spiel ihrer Bundesliga-Karriere.
Auch wenn es zur Sensation am Ende nicht reichte: Es dauerte nach dem Schlusspfiff nicht lange, da war die Enttäuschung über das verlorene Finale schnell dem Stolz gewichen. Denn das, was die VfL-Frauen in Stuttgart abgeliefert hatten, war mehr als beeindruckend. Und so ließ sich die Mannschaft vollkommen zurecht von den mehr als 100 mitgereisten Fans feiern – mit der Silbermedaille um den Hals. „Bietigheim hat eine richtig gute Saison gespielt. Da ist es natürlich schwer, sie zu schlagen“, sagte VfL-Coach Niels Bötel nach dem Spiel.
So viel war den Oldenburger Verantwortlichen vor dem Spiel ohnehin schon klar gewesen: es war das Duell David gegen Goliath. Gegner Bietigheim startete nicht nur als frischgebackener Deutscher Meister und Europapokalsieger in das Duell, sondern auch mit über 50 Siegen in Folge – darunter auch aus den beiden Ligaspielen gegen den VfL (34:20 und 33:21). Die Siegesserie hielt zwar an, doch Oldenburg gelang es, die Partie deutlich enger zu gestalten, als es dem Favoriten wohl lieb gewesen wäre. Erst in der Schlussphase, als die Kräfte nachließen, sorgte Bietigheim für die Entscheidung.
Schon gleich am Anfang legten die SG-Frauen einen Start nach Maß hin, führten nach sieben Minuten mit 5:2 und bauten diesen Vorsprung auf 9:4 (13. Minute) aus. Oldenburg versuchte zwischenzeitlich mit einer unheimlich offensiven Deckung, die Vorwärtsbewegung des großen Favoriten zu stoppen, wechselte dann aber ins 6:0 zurück. Mit Erfolg: Der VfK verkürzte mit einem verwandelten Siebenmeter von Merle Carstensen auf 7:10 (18.), wenige Augenblicke später traf Maike Schirmer sogar zum 9:11. „Wir haben aber viel versucht, wollten Bietigheim unter Druck setzen und auf die offensive Abwehr oder die verschiedene Angriffsformationen Reaktionen bei ihnen erzeugen“, erzählte Bötel: „Das haben sie gut gemacht und damit auch in der Höhe verdient gewonnen.“
Trotzdem hielten die Oldenburgerinnen lange mit – auch weil Julia Renner gleich mehrfach hervorragend parierte. Einzig in der Offensive gelang es zu selten, sich entscheidend durchzusetzen und so vielleicht noch dichter heranzukommen. Dazu tat sich die Bötel-Sieben insbesondere in Unterzahl schwer, Bietigheim nutzte die Tempogegenstöße zur 17:12-Halbzeitführung.
Aus der Pause kamen die Oldenburgerinnen dann vielversprechend, verkürzten durch Tore von Maike Schirmer und Merle Carstensen schnell auf 14:17. Dichter kamen die Huntestädterinnen aber nicht heran. Vielmehr baute der Deutsche Meister seinen Vorsprung wieder aus. Bis zur 45. Minute gelang es dem VfL noch einmal, wieder auf vier Tore zu verkürzen – danach marschierte Bietigheim aber unaufhaltsam in Richtung Pokaltriumph. „Ob man ein Finale dann nachher mit einem Tor verliert oder zehn ist letztendlich auch egal. Deshalb haben wir aufgemacht, wollten noch einmal etwas versuchen“, sagte Bötel. Das ermöglichte der SG, die Führung nach knapp 53 Minuten auf 37:27 zu stellen. Doch es sprach für die Oldenburgerinnen, dass sie trotz des Rückstandes nicht aufsteckten und bis zur letzten Sekunde kämpften – auch wenn Bietigheim nicht mehr vom Kurs „Pokalsieg“ abzubringen war. „Trotz der Niederlage haben wir eine richtig geile Pokalsaison gespielt“, fand Bötel: „Wir haben nicht nur unser Ziel Klassenerhalt geschafft, sondern mit der Finalteilnahme im Pokal noch einen draufgelegt.“
VfL Oldenburg – SG BBM Bietigheim 30:40 (12:17)
VfL: Renner, Bahrs – Teiken, Reinemann, Weyers, Jongenelen (1), Hoitzing, Pichlmeier (9), Buhl, Martens (2), Steffen (6), Carstensen (8/6), Schirmer (3), Klöcker, Knippert, Golla (1)