Es war eine Saison, mit der bei den Handballerinnen des VfL Oldenburg wohl nur die wenigsten gerechnet hatten: Der Einzug ins Final4 des DHB-Pokals, 35:17 Punkte in der Liga, Tabellenplatz vier und die damit verbundene Qualifikation für den Europapokal. Es war eine grandiose Spielzeit 2022/23, die die Mannschaft von Trainer Niels Bötel in den vergangenen Monaten absolvierte.
Doch ausruhen kann man sich auf diesen eindrucksvollen Leistungen nicht.
Schließlich steht nun die neue Saison im Blickpunkt. Seit knapp einem Monat laufen die Vorbereitungen auf die Spielzeit 2023/24 – die für die Huntestädterinnen wieder viele Höhepunkte bereithält. Aber auch Gefahren birgt. „Wir starten wieder bei ,Null‘“, betont Coach Niels Bötel. Und Rückraumspielerin Paulina Golla weiß: „Diese Saison wird extrem spannend.“ Die wichtigsten Fakten zum Stand der Vorbereitung im Überblick:
Der Vorbereitungsstart
Am 16. Juli startete beim VfL die Vorbereitung auf die anstehende Spielzeit – ganz traditionell mit einer Fahrrad-Rallye durch Oldenburg. Nur drei Tage später machte sich der VfL-Tross auf in Richtung Schwerin zum gemeinsamen Trainingslager. „Wir haben in den ersten Wochen das Hauptaugenmerk auf die Athletik gelegt und nur zwischendurch Akzente mit dem Ball gesetzt“, erzählt Trainer Niels Bötel von den Einheiten für den läuferischen Bereich sowie die Kraftentwicklung und den Muskelaufbau. „Zuletzt haben wir damit begonnen, an taktischen Varianten für den Angriff und die Abwehr zu arbeiten.“
Das berichtete auch Rückraumspielerin Paulina Golla: „Handballerische liegt der Fokus ganz klar auf der Abwehr, um dort in unsere Abläufe zu kommen“, sagt sie: „Klar gab es die eine oder andere anstrengende Einheit. Unsere Trainer haben da aber eine sehr gute Abwechslung gefunden.“
Die Testspiele
Auch die ersten Testspiele liegen bereits hinter den Huntestädterinnen, die sich gegen Grün-Weiß Schwerin, Werder Bremen und Recklinghausen behaupteten. „Die Mädels haben in den Spielen Aufgaben bekommen, die sie teilweise sehr gut, aber zum Teil auch noch verbesserungswürdig umgesetzt haben“, sagt Bötel: „Zum aktuellen Stand der Vorbereitung bin ich damit aber sehr zufrieden.“
Die Neuzugänge
Lisa Borutta, Ariane Pfundstein, Lotta Röpcke, Madita Kohorst, Pam Korsten, Alexandra Humpert und Emilia Ronge: Gleich sieben Neuzugänge begrüßte das Oldenburger Trainerteam zur Saisonvorbereitung. Anders als noch zur vergangenen Spielzeit, hat der Kader der Grün-Weißen ein neues Gesicht erhalten. „Es müssen viele Rollen im Team neu verteilt werden“, sagt Paulina Golla, die seit 2021 für den VfL aufläuft. Das oberste Gebot ist es dabei, dass sich alle Spielerinnen möglichst schnell ins Team einfügen. „Deshalb sind wir auch gleich zu Beginn ins Trainingslager gefahren, damit alle möglichst schnell viel Zeit miteinander verbringen“, verrät Bötel: „Wir müssen uns einfach zusammen etwas erarbeiten.“ Der Plan scheint bislang aufzugehen. „Das Trainingslager hat super dazu beigetragen, dass wir untereinander schon viel Zeit verbringen“, erzählt Paulina Golla: „Menschlich passt es bereits sehr gut, alle passen super ins Team. Und je mehr wir gemeinsam trainieren und Zeit miteinander verbringen, desto besser spielen sich die Abläufe ein.“ Darauf setzt auch Bötel: „Natürlich sind es erst ein paar Wochen und wir arbeiten daran, ein Vertrauen aufzubauen. Das ist für unser Abwehrspiel unheimlich wichtig – auch wenn wir wissen, dass das sicherlich noch ein wenig Zeit benötigt.“ Nicht verwunderlich also, dass der Oldenburger Coach den Fokus auf die defensive Stabilität seiner Mannschaft legt. „Wir spielen eine sehr individuelle 6:0-Abwehr, da brauchen die neuen Mädels ein wenig mehr Zeit“, erklärt Bötel. Zumal der etatmäßige Innenblock der Vergangenheit mit Kathrin Pichlmeier (Thüringer HC) und Marie Steffen (Auslandsaufenthalt) zumindest für die Hinrunde komplett fehlt. An den Abläufen möchte der VfL-Coach dennoch festhalten – auch, wenn das vorerst ein wenig auf Kosten der Variabilität wie durch die 5:1-Abwehr der vergangenen Spielzeit gehen wird.
Der Europapokal
Zum zweiten Mal in Folge geht der VfL Oldenburg wieder in der EHF European League an den Start. Nach dem Einzug über den DHB Pokal im Jahr zuvor gelang das nun dank einer starken Leistung in der Liga. Auf dem Weg zur Gruppenphase bekommt es der VfL in den Playoffs nun mit PAOK Thessaloniki zu tun. „Dass wir die Qualifikation über die Liga geschafft haben, können wir als nächsten ,Step‘ sehen“, so Bötel: „Es ist eine Belohnung für die super Arbeit der Mädels, dem Team hinter dem Team und unseren Fans.“ Verdientermaßen sehen auch die Spielerinnen das Abenteuer Europapokal als „Highlight der Saison“ (Golla): „Ich glaube darauf fiebern schon alle im Team hin. International zu spielen, ist eine unheimlich schöne Belohnung für etwas, das wir uns in der letzten Saison erarbeitet haben.“ Zum Selbstverständnis soll der zweite Europapokal-Ausflug aber nicht werden. „Es darf niemand erwarten, dass das in den nächsten Jahren unser vorrangiges Ziel ist“, sagt Niels Bötel. Vielmehr ginge es darum, mit den Spielerinnen als Team zusammenzuwachsen. Bötel: „Wir sind weiterhin eine Mannschaft, die noch viel lernen und Erfahrungen sammeln muss. Klar will man so oft wie möglich in der European League spielen. Das aber als Ziel auszurufen, wäre vermessen. Wir wollen unser Potenzial ausschöpfen. Man wird immer an der Tabelle der vergangenen Saison gemessen. Dabei ist so viel anders im eigenen Team und bei der Konkurrenz. Es fängt wieder alles bei ,Null‘ an. Das Ziel ist es, sich wieder auf jeden Gegner optimal vorzubereiten. Und, dass wir jedem Konkurrenten Punkte wegnehmen können, haben wir in den vergangenen Monaten bewiesen.“
Der August
Vier Wochen sind es noch bis zum Bundesligastart. Bis dahin wartet auf die Oldenburger Handballerinnen ein straffes Programm. Mit den Duellen gegen SFN Vechta, Bayer Leverkusen, Werder Bremen und den HL Buchholz 08-Rosengarten stehen gleich vier Begegnungen in 14 Tagen im Kalender. „Hier geht es für uns darum, uns im Zusammenspiel weiter zu verbessern und das passende Timing zu finden“, erklärt Bötel. „Wir freuen uns schon alle darauf, wenn es endlich losgeht“, sagt Paulina Golla: „Ich bin aber froh, dass wir noch ein paar Wochen haben, um zu trainieren und arbeiten. Man kann nach dem letzten Jahr einschätzen, dass es mit den drei Wettbewerben anstrengend wird und Einiges auf uns zukommt. Deshalb arbeiten wir im Vorfeld aber auch umso mehr.“ Fans dürfen sich dabei den Samstag, 19. August, in den Kalender eintragen. Dann feiert der Bundesligist mit seinen Anhängerinnen und Anhängern in der Sporthalle Wechloy gegen die Handball-Luchse seine offizielle Saisoneröffnung. Anpfiff ist um 18 Uhr.
Die Bundesligasaison
Gleich drei Mannschaften werden am Ende der Bundesligasaison 2023/24 absteigen. Zur härtesten Saison der vergangenen Jahre möchte Coach Niels Bötel die anstehende Spielzeit aber nicht ausrufen. „Jede Saison ist hart“, sagt er: „Natürlich sind es andere Voraussetzungen und neue Aufgaben die an uns gestellt werden. Wir werden aber alles daran setzen, auch nach der Saison zur Bundesliga zu gehören. Dafür müssen wir mehr Punkte als drei andere Teams holen.“ Helfen soll dabei, möglichst auf sich selbst zu schauen und jeden Gegner fokussiert anzugehen. „Wir wollen es ins gesicherte Mittelfeld schaffen, immer mit dem Fokus, die Mädels weiterzuentwickeln. Daran hat sich zu den letzten Jahren nichts geändert.“ Ähnlich sieht es Spielerin Paulina Golla: „Es wird eine schwere Saison. Es hat viele Wechsel gegeben, es wissen nur wenige Teams wo sie wirklich stehen. Es wird auf jeden Fall spannend“, sagt sie.
Gleich der Saisonstart hat es dabei in sich. Am 9. September gastiert die Bötel-Sieben bei Borussia Dortmund. Eine Woche später kommt es dann zur Heimpremiere mit dem Derby gegen den Buxtehuder SV. „Wir haben schon einmal gesehen, wie schwer es mental ist, nach einer super Saison in die nächste zu starten. Wir wollen zeigen, dass wir unsere Erfahrungen gesammelt haben. Es geht bei 0:0 Punkten los, nichts ist vergleichbar mit der vergangenen Saison. Wir wollen alles dafür geben, um so schnell wie möglich die nötigen Punkte zu sammeln.“